Schulter
Die Schulter ist eines der beweglichsten Gelenke in unserem Körper, was sie leider auch anfällig für Verletzungen und Abnutzungen macht. Oft spürt man die Beschwerden nicht direkt in der Schulter, sondern auch im Arm oder Nacken. Deshalb ist eine gründliche Untersuchung und Diagnose wichtig, um die beste Therapie zu finden. In den meisten Fällen setzen wir zunächst auf nicht-operative Behandlungen, um eine Verbesserung zu erzielen. Falls das nicht ausreicht, kommen oft schonende operative Verfahren, wie die Gelenkspiegelung (Arthroskopie), zum Einsatz.
Der Bereich wird von Dr. Mark Kettler geleitet, der sich seit über 20 Jahren auf die Schulterbehandlung spezialisiert hat. Seit 2006 führt er einen Schwerpunkt für Schulterchirurgie und wurde 2014 zum Leiter des Schulter- und Ellenbogenzentrums (DVSE) ernannt. Jährlich werden hier über 500 Schulteroperationen durchgeführt.
Erfahren Sie mehr über unser Behandlungsangebot bei Erkrankungen und Verletzungen rund um das Schultergelenk:
Engpass-Syndrom (Impingement Syndrom)
- Ein häufiges Problem der Schulter ist das schmerzhafte Engpass-Syndrom (Impingement) unter dem Schulterdach. Dabei kommt es durch Entzündungen im Schleimbeutel (Bursa) und den Sehnen der Rotatorenmanschette zu schmerzhaften Reizungen im engen Raum zwischen dem Schulterdach (Acromion) und dem Oberarmkopf (Humerus). Diese Schmerzen treten besonders bei Bewegungen auf und strahlen oft in den Oberarm aus. In den meisten Fällen lassen sich diese Beschwerden gut mit konservativen Maßnahmen wie Medikamenten, Injektionen (z. B. mit Kortison, Hyaluron oder Blutplasma) und Physiotherapie behandeln.
- Bei wiederholten Entzündungsschüben oder in Wiederholungsfällen, kann durch einen arthroskopischen Eingriff in “Schlüssellochtechnik” ein großer Teil des entzündeten Schleimbeutels entfernt und einengende knöcherne Anteile des Schulterdaches geglättet werden. Der Vorteil ist neben der geringen Invasivität über sehr kleine Hautschnitte von wenigen Millimetern die gleichzeitige Behandlung von krankhaften Veränderungen. Durch muskelschonende Vorgehensweisen bestehen geringere Schmerzen und die Nachbehandlung kann rascher eingeleitet werden.
- Der Eingriff wird überwiegend ambulant durchgeführt. Die krankengymnastische Behandlung läuft über 3 bis 12 Wochen, der Sportbeginn ist nach ca. 3 Wochen möglich. Der Arbeitsausfall beträgt bei leichter Arbeit 1 bis 2 Wochen, bei schwerer Tätigkeit über 6 Wochen
Schulterdachglättung (Acromioplastik)
Schultereckgelenksarthrose (Acromioclavikulargelenksarthrose)
- Bei Beschwerden im Schultereckgelenk (Acromioclaviculargelenk), die durch Abnutzungserscheinungen verursacht werden, kann eine arthroskopische Gelenkentfernung (Resektion) eine effektive Behandlungsoption sein, wenn konservative Maßnahmen wie Medikamente, Injektionen oder Physiotherapie keine Verbesserung bringen. Bei diesem minimalinvasiven Eingriff wird nur ein kleines Stück des äußeren Schlüsselbeinendes entfernt, um den schmerzhaften Gelenkkontakt zu beseitigen.
- Der Eingriff wird in der Regel ambulant durchgeführt. Die anschließende physiotherapeutische Behandlung dauert 3 bis 12 Wochen, während der Sport nach etwa 3 Wochen wieder aufgenommen werden kann. Für leichte Tätigkeiten ist ein Arbeitsausfall von 1-2 Wochen nötig, bei schwerer körperlicher Arbeit kann der Ausfall mehr als 6 Wochen betragen.
Schultereckgelenksarthrose (Acromioclavikulargelenksarthrose)
Kalkschulter (Tendinitis calcarea)
- Kalkablagerungen in den Sehnen sind keine Seltenheit. Eine Behandlung ist nur dann notwendig, wenn diese Ablagerungen schmerzhaft werden. Zu den konservativen Therapiemöglichkeiten gehören Schmerzmittel, Physiotherapie, Injektionen, Nadelungen oder die Stoßwellentherapie. Besonders vielversprechend hat sich die Stoßwellentherapie als sehr effektive Methode erwiesen.
- Eine operative arthroskopische Entfernung des Kalkherdes ist nur angezeigt, falls nicht operative Maßnahmen nicht greifen. Mit kleinen Geräten wird das pastöse Kalkdepot entleert und abgesaugt.
- Der Eingriff wird meist ambulant durchgeführt. Die krankengymnastische Behandlung läuft über 3 bis 12 Wochen, der Sportbeginn ist nach ca. 3 Wochen möglich. Der Arbeitsausfall beträgt bei leichter Arbeit 1 bis 2 Wochen, bei schwerer Tätigkeit über 6 Wochen.
Stoßwellentherapie
Arthroskopische Kalkausräumung
Rissbildung der tiefen Schultersehne (Rotatorenmanschettenruptur)
- Risse oder Defekte der Oberarmsehne (Rotatorenmanschette) sind häufige
Verletzungen, die oft mit dem natürlichen Alterungsprozess und Abnutzungserscheinungen der Sehne zusammenhängen. Im Laufe der Zeit kann die Rotatorenmanschette dünner werden und sogar ohne Schmerzen reißen. Manchmal verursacht ein solcher Riss keine Beschwerden, aber nach einem Sturz oder Unfall kann die Sehne auch abrissen, was zu starken Schmerzen und einer sofortige Bewegungseinschränkung führen kann. - Zunächst werden meist konservative Maßnahmen wie Physiotherapie, Schmerzmittel und Injektionen empfohlen. Diese können helfen, die Schmerzen zu lindern und die Schulterfunktion zu verbessern. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen und die Beweglichkeit weiterhin eingeschränkt bleibt, sollte eine Operation in Erwägung gezogen werden.
- Die arthroskopische Chirurgie bietet eine präzise Möglichkeit, den Schaden an der
Rotatorenmanschette zu beurteilen und zu behandeln. Bei diesem minimalinvasiven
Eingriff wird das Gelenk durch kleine Schnitte mit einer Kamera (Gelenkspiegelung)
untersucht. Sollte ein Riss vorliegen, kann dieser mit der „Schlüssellochtechnik“
arthroskopisch genäht werden. Dabei werden kleine Nahtanker verwendet. Der
Vorteil dieser Methode ist, dass die Schnitte sehr klein sind, was kosmetisch
vorteilhaft ist. Außerdem können ausgedünnte Sehnen oder größere Defekte mit
Fremdgewebe verstärkt werden. - Für Patienten mit großen Sehnendefekten, die beruflich oder sportlich stark belastet
sind, kann eine Muskeltransferoperation eine Lösung darstellen. Dabei wird ein
anderer Muskel, wie der M. latissimus dorsi (großer Rückenmuskel) oder der M.
pectoralis major (großer Brustmuskel), verwendet, um die Funktion der beschädigten
Sehne zu übernehmen. Diese Eingriffe führen in der Regel nicht zu signifikanten
Kraftverlusten und bieten eine vielversprechende Möglichkeit, die Schulterfunktion
wiederherzustellen. - Bei starken Schmerzen und Funktionsverlust des Armes durch Gelenkverschleiß und
großen Sehnenschäden kann auch eine spezielle Schulterprothese (Inverse Schulterprothese) erforderlich sein. - Je nach Schwere des Eingriffs wird die Behandlung entweder ambulant oder stationär durchgeführt. Die anschließende Physiotherapie dauert in der Regel 6 bis 24 Wochen, und leichte sportliche Aktivitäten sind ab der 6. Woche möglich. Der Arbeitsausfall beträgt bei leichter Arbeit etwa 3 Wochen, bei schwerer Tätigkeit mindestens 12 Wochen. Je nach Art und Größe des Risses sowie dem durchgeführten Eingriff kann die Heilungsdauer variieren.
Rotatorenmanschettenruptur
Rotatorenmanschettennaht
Arthrose des Schultergelenks (Omarthrose)
- Arthrose in der Schulter kann aus verschiedenen Gründen entstehen und führt dazu, dass der Knorpel im Gelenk abgebaut wird. Häufige Ursachen sind Oberarmbrüche, jahrelange Medikamenteneinnahme oder Schulterverrenkungen, die den Knorpel verschleißen lassen. In den meisten Fällen tritt die Arthrose jedoch auch ohne erkennbaren Grund auf. Typische Symptome sind Schmerzen nach Belastung und eine zunehmende Bewegungseinschränkung. Vielfach können nicht operativen Maßnahmen, wie Krankengymnastik, Schmerzmittel oder Gelenkinjektionen mit
Hyaluron oder eigenes Blutplasma helfen. Wenn die Schmerzen so stark werden, dass sie nur noch mit Schmerzmitteln erträglich sind, kann ein Gelenkersatz (Endoprothese) eine gute Lösung sein, um die Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern. - Welches Prothesenmodell (Total-, Hemi-, Cup- oder Inverse Prothese) zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie weit die Arthrose fortgeschritten ist und in welchem Zustand die Weichteile rund um das Gelenk sind.
- Die Operation wird in der Regel stationär durchgeführt und dauert 4 bis 7 Tage. Die anschließende Rehabilitation dauert zwischen 3 und 9 Monaten. Der Arbeitsausfall beträgt bei leichter Arbeit etwa 6 Wochen, bei schwerer Tätigkeit mindestens 3 Monate. Es ist auch sinnvoll, die Prothese jährlich überprüfen zu lassen, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist und keine Lockerungen oder Abnutzungen auftreten.
Anatomisch Schulterprothese
Inverse Schulterprothese
Schulterinstabilität
- Nach einer Schulterverrenkung (Luxation) kann es zu Schäden an der Kapsel sowie an der Gelenkpfanne und ihrer bindegewebigen Verstärkung, dem Labrum, kommen. Diese Schäden können das Gelenk instabil machen und das Risiko für erneute Luxationen erhöhen. Je nach Alter und sportlicher Aktivität kann in solchen Fällen eine Stabilisierungsoperation sinnvoll sein. Dank moderner arthroskopischer Techniken können diese Verletzungen heute über kleine Hautschnitte diagnostiziert und behandelt werden. Abgerissene oder überdehnte Strukturen können ohne zusätzlichen Hautschnitt wieder angenäht und gestrafft werden.
- Falls größere knöcherne Defekte an der Pfanne vorliegen oder eine ausgeprägte Kapselschwäche (Laxizität) besteht, kann eine arthroskopsiche Knochenanlagerung erforderlich sein, um die Stabilität zu erhöhen. Das kann beispielsweise durch einen Beckenkamm-Span oder eine Versetzung des Coracoids (nach der Latarjet-Technik) erfolgen.
- Besonders bei Wurfsportlern (sogenannte Werferschultern) oder Kletterern treten oft Schmerzen aufgrund von Veränderungen in den Kapselstrukturen oder Labrumverletzungen auf. Diese entstehen durch die ständige Belastung der Schulter. Moderne bildgebende Verfahren wie die Kernspintomographie (MRT) können solche Verletzungen, wie zum Beispiel Bizepssehnenankerläsionen (SLAP-Läsionen), sichtbar machen. Die endgültige Diagnose kann jedoch nur in Verbindung mit den klinischen Symptomen gestellt werden. Mit arthroskopischen Verfahren lassen sich diese Verletzungen genau darstellen und gezielt behandeln.
- Die Eingriffe werden in der Regel ambulant durchgeführt oder erfordern bei Bedarf einen stationären Aufenthalt von ein bis drei Tagen. Nach der Operation sollte die Schulter für 2 bis 3 Wochen geschont werden. Die Physiotherapie beginnt direkt nach dem Eingriff, um den Heilungsprozess zu unterstützen. Leichte sportliche Aktivitäten sind nach etwa 3 Wochen möglich, und nach 3 Monaten können wieder Sportarten ohne direkten Körperkontakt aufgenommen werden.
Labrumschädigung nach Luxation
Annaht des Labrums
Schultereckgelenkssprengung (ACG-Dislokation)
- Nach einem Sturz können die äußeren Bandverbindungen des Schlüsselbeins in
unterschiedlichem Ausmaß verletzt werden. - Teilrisse oder Überdehnungen der Bänder lassen sich meist konservativ behandeln. Wenn jedoch das Schlüsselbein deutlich an Höhe gewinnt, aufgrund eines vollständigen Bandrisses, können neben kosmetischen auch funktionelle Einschränkungen auftreten. In solchen Fällen ist eine operative Behandlung erforderlich, bei der die Bänder mit einer arthroskopischen Bandplastik verstärkt werden, um das Gelenk zu stabilisieren.
- Bei chronischen Verletzungen oder Rezidiven nach einer früheren Operation kann es notwendig sein, die Bandstabilität mit einer kräftigen Sehne zu verstärken.
- Nach solchen Eingriffen sollte die Bewegung und Belastung des Arms für etwa 6 Wochen eingeschränkt werden. Danach kann die Belastung schrittweise gesteigert werden.
Schultereckgelenksdislokation
Bandplastik mit „dog bone system“
Schlüsselbeinbruch
- Ein Schlüsselbeinbruch (Clavicula Fraktur) ist besonders schmerzhaft, wenn die Bruchenden stark verschoben (disloziert) sind. In solchen Fällen kann es ohne operative Behandlung zu einer sichtbaren Fehlheilung kommen.
- Verkürzungen des Schlüsselbeins können im Laufe der Zeit zu Problemen in der Schulter führen. Deshalb wird oft in Erwägung gezogen, den Bruch mit einem Titanmarknagel zu stabilisieren, da dies nur ein geringes Risiko birgt. Diese Methode (ESIN) hat den Vorteil eines schnellen Rückgangs der Schmerzen und einer besseren kosmetischen Heilung im Vergleich zu einer Verplattungsoperation (Plattenosteosynthese). Studien haben gezeigt, dass der Nagel über einen kleinen Hautschnitt in den Knochen eingeführt wird und sich dann über die Bruchstelle schiebt. Durch eine Verklemmung im Knochen wird verhindert, dass der Nagel verrutscht.
- Nach der Heilung des Bruchs kann der Nagel unter Lokalanästhesie entfernt werden. Eine spezielle Ruhigstellung ist nicht nötig, jedoch sollten Armhebungen über Kopf zunächst eingeschränkt werden
- Diese Methode kann auch bei einer Pseudarthrose (ausbleibender Knochenbruchheilung) oder einer Fehlheilung des Schlüsselbeins erfolgreich angewendet werden.
Schlüsselbeinbruch
Elastische Markraumschienung
Oberarmkopfbruch Schulterblattbruch
- Bei einem Oberarmkopfbruch, bei dem die Bruchstücke stark verschoben sind, kann eine operative Stabilisierung des Knochenbruchs sinnvoll sein, um die Bewegung schneller zu fördern und eine langwierige Ruhigstellung zu vermeiden. Neuere Implantate, wie Platten oder Nägel, bieten auch bei osteoporotisch verändertem Knochen eine gute Festigkeit.
- Bei starken Zerstörungen der Gelenkflächen ist eine Oberarmkopfprothese oder Inverse Schulterprothese oft die bessere Lösung, da sie langfristig weniger Schmerzen verursacht.
- Die Eingriffe werden in der Regel stationär durchgeführt, mit einem Aufenthalt von ein bis zwei Wochen. Die Nachbehandlung dauert zwischen 3 und 9 Monaten. Der Arbeitsausfall beträgt bei leichter Arbeit etwa 6 Wochen, bei schwerer Tätigkeit mindestens 3 Monate. Es ist ratsam, die Implantate jährlich zu kontrollieren, um mögliche Lockerungen frühzeitig zu erkennen.
Oberarmtrümmerbruch
Plattenosteosynthese
Marknagelosteosynthese